Die Hausmeister des Gehirns

Nr. 30

🧹 Die Hausmeister des Gehirns – und ihre Launen

🕰️ London, später Abend. Der Nebel hängt wie Watte im Kopf, der Teekessel pfeift beleidigt 🫖, und ich, Sherlock MS, Meisterdetektiv und Neurologe, beuge mich über eine neue Akte: „Mikroglia: das erinnernde Immunsystem des Gehirns“. Wunderbar. Zellen, die sich Dinge merken. Als ob mein Cortex nicht schon genug To-do-Listen hätte. 🧠📋

🔎 Die erste Spur führt zum Stoffwechsel. Wenn man nicht weiß, wer schuld ist – es ist fast immer der Stoffwechsel. ⚙️🍽️


🚨 Fall 1: Der übermotivierte Wachschutz (trained immunity)


Nach einem kräftigen Weckruf (Infekt, Stress, sterile Randale) schaltet die Mikroglia auf Glykolyse-Turbo; mehr Zucker, schnelle Energie, kurze Wege. Ergebnis: Sirenen an, Zytokine stramm, beim nächsten Reiz schneller, lauter, länger.

👍 Gut, wenn echte Eindringlinge wüten.

👎 Schlecht, wenn das Viertel schlafen will; dann zerkratzt der Sicherheitsdienst die Wohnzimmermöbel.

Merksatz: Nützlich in der Akutphase, riskant bei Dauerempfindlichkeit. ⚖️


🕊️ Fall 2: Die entspannte Wache (tolerance)


Andere Straßen, anderer Ton: Mikroglia stellen auf OXPHOS & Fettsäureoxidation um; weniger Sprint, mehr Ausdauer. Sirene runter, dafür Aufräumen & Reparatur hoch: Trümmer weg, Verbindungen stabil.

👍 Prima bei chronischer Glut.

👎 Aber zu viel Gelassenheit → echte Alarme können verpennt werden.

Merksatz: Beruhigt das Viertel, aber bitte nicht einschlafen. 😴🔔


⛽️ Fall 3: Treibstoffwechsel mit Köpfchen


Ist Zucker knapp, schaltet die Truppe auf Glutamin. Der Zellmotor schnurrt, Energie fließt ohne Dauer-Alarm.

Merksatz: Feintuning statt Vollgas. 🎚️


🧈➡️🔧 Fall 4: Das Fettviertel – Lipid-Logistik


Mikroglia fressen Myelin- & Membranreste. Läuft der Cholesterin-Abtransport sauber, sinkt die Entzündung, Remyelinisierung bekommt Luft. Schiefgelaufen? Lipidtröpfchen-Stau, miese Laune der Lysosomen, Entzündung glimmt, Phagozytose lahmt.

Merksatz: Fett ist nicht gleich Fett – Balance hält das Viertel gesund. ⚖️🧯


📝 Die Tatwaffe: Ein molekulares Notizbuch


Wie „merken“ sich Mikroglia das? Der Stoffwechsel schreibt Post-its ins Chromatin (epigenetische Markierungen). Heute Alarm-Gene, morgen Putzkolonne, übermorgen neutral 👉 Metabolismus → Epigenetik → Verhalten.

Kein Mysterium, sondern eine elegante Täterkette. 🕵️‍♂️🧬


📝 Was fange ich als Neurologe damit an?


Ich lese die Lage wie eine Stadtkarte: Brauchen wir Entschlossenheit (Infekt, akuter Schaden)? Dann ist ein Hauch „Training“ sinnvoll: schnelle Abwehr, kurz halten, wieder runterfahren. Brauchen wir Ruhe & Reparatur (chronische Entzündung, Degeneration)? Dann hilft „Toleranz“: weniger Sirene, mehr Müllabfuhr. Und dazwischen? Feintuning: Zucker nicht dauerhaft auf Max, OXPHOS stärken, Lipid-Logistik verbessern, Glutaminwege nutzen; situativ, nicht dogmatisch. Wer alles gleichzeitig voll aufdreht, baut sich die nächste Fehlreaktion.


🫶 Schlusswort


Mikroglia sind wie ein Sicherheitsdienst im Fitnessstudio: Entweder rennen sie Marathon 🏃‍♂️➡️ oder machen Kniebeuge bis zur Bewusstlosigkeit 🤸‍♂️. Unsere Aufgabe: den richtigen Kurs vorgeben; Ausdauer, wenn Ordnung gefragt ist; Sprint, wenn’s brennt – und rechtzeitig den Besen statt nur die Trillerpfeife aushändigen. 🧹📯

Denn am Ende zählt nicht die Lautstärke, sondern ob die Straße sauber, sicher und funktionsfähig bleibt. 🚦🧠


Ich klappe die Akte zu, der Nebel verzieht sich beleidigt 🌫️➡️🌤️.

Fall „Mikroglia-Gedächtnis“: offen, aber die Fingerabdrücke leuchten. 🔦🧪

Referenz